Gebet für Freiheit und Würde 14.12.2020

Afghanistan ist nicht sicher.

Trotzdem plant der Bundesinnenminister Afghanen morgen, am 15.12. nach Afghanistan abzuschieben. Es sind auch Afghanen darunter, die in Tirol eine neue Heimat gefunden hatten.
Erst gestern hat es in Kandahar schwere bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Regierungstruppen und den Taliban gegeben. Es gab zahlreiche Tote, darunter auch Zivilisten. Vorgestern wurde die Hauptstadt Kabul wieder einmal von Aufständischen mit Raketen beschossen. Es werden auch Wohnhäuser zerstört und niemand kann sich vor den Raketen schützen.
Die Menschen in Afghanistan haben Angst. Angst vor dem Terror, der Tod und Gewalt bringt, Angst vor der Pandemie, die bereits tausende Opfer forderte, Angst vor einer Hungersnot, die die Pandemie im Schlepptau hat und Angst vor dem hereinbrechenden Winter.

Zur geplanten Abschiebung nimmt die Asylkoordination Österreichs Stellung:
„Wir sind sprachlos, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Innenminister Nehammer plant, unter den momentanen Umständen Abschiebungen nach Afghanistan wieder aufzunehmen. Der vom Versagen bei der Terrorbekämpfung im Inland gezeichnete Innenminister hat offenbar keine Bedenken, Menschen, die vor islamistischem Terror geflüchtet sind, nach Afghanistan zu deportieren,“ äußert sich asylkoordination Sprecher Lukas Gahleitner-Gertz.

Gott, du Schöpfer unserer Zukunft und der Hoffnung,

wir wenden uns im Gebet an dich, weil wir Angst haben, um Menschen, die wir kennengelernt haben und die uns ans Herz gewachsen sind.
Die Menschen, an die wir heute denken sind aus Afghanistan. Einem Land, in dem seit vierzig Jahren Krieg und Terror herrschen.
Wir haben Angst, weil diesen Menschen schon lange die Abschiebung drohte. Nun ist sie ganz real geworden.
Zu dir Gott, kommen wir mit unserer Ohnmacht. Wir fürchten, die Abschiebung nicht verhindern zu können, obwohl jede und jeder sich darüber informieren kann, wie katastrophal die Situation in Afghanistan ist und dass es keine Perspektive für eine sichere Zukunft dort gibt.
In den Asylverfahren der Menschen, erlebten sie und wir jedoch oft nur Willkür und wenig Recht.

Wir kommen zu dir Gott, weil du Barmherzigkeit lehrst und Gerechtigkeit liebst.

Wir bitten dich um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für Menschen aus Afghanistan, die von der Abschiebung bedroht sind.

Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns.

Wir bitten dich um Weisheit und Barmherzigkeit bei den Menschen, die über die Schicksale anderer entscheiden. Dass sie menschliche Entscheidungen treffen und sich nicht vom Versagen und ihren Fehlern an ganz anderer Stelle leiten lassen. Wir bitten dich, gib ihnen Hirn und Mut Entscheidungen zu treffen, die einer Gesellschaft, in der Menschenwürde und Menschenrechte nicht in Frage zu stellen sind gerecht werden.

Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung, wir bitten dich für die Menschen, die sich auf den Weg der Unbarmherzigkeit, der Gefühlsarmut, der Gewalt begeben haben, deren Herzen verhärtet und die blind und taub geworden sind, dass sie umkehren zu Gedanken des Rechts, der Zukunftseröffnung und der Versöhnung.

Wir rufen zu dir: Herr erhöre uns.

Wir bitten dich für alle, die Unrecht ertragen müssen, erbarm dich ihres Elends und ihrer Verzweiflung! Lass ihre Rufe um Hilfe nicht ungehört verklingen.
Wir bitten dich für alle, die Unrecht einzudämmen versuchen und die gegen Unrecht aufbegehren! Lass sie nicht mutlos werden, sondern an der Hoffnung festhalten, dass dein Reich, dein Recht schon unter uns und durch uns anbricht.

Wir rufen zu dir: Herr, erhöre uns.

Wir bitten dich für uns selbst, dass wir der Gewalt und dem Bösen widerstehen, dass wir die Kraft besitzen, auch weiterhin an einer Welt mitzubauen, in der Frieden und Gerechtigkeit wohnen, dass wir es schaffen, die Mauern von Angst, Gewalt, Hass und Ausgrenzung zu durchbrechen.

Danke, Gott, dass wir Sprache haben,
den Schmerz zu beklagen, das Notwendige zu erbitten
Mache unser Gebet stark und uns selber lebendig!

Gemeinsam beten wir zu dir

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.