Gebet für Freiheit und Würde 30.03.2020

Trotz Corona Pandemie finden die Behörden Zeit negative Asylbescheide zu versenden.

In einer Zeit also, in der es eigentlich darum gehen sollte, Menschen nicht noch mehr Ängsten auszusetzen und sie nicht noch mehr zu verunsichern. In einer Zeit, in der eigentlich Solidarität und die Wahrnehmung des Sicherheitsbedürfnisses aller, die in Österreich leben groß geschrieben werden sollte.

Von negativen Entscheidungen in 2. oder sogar 3. Instanz sind fast alle jungen, so genannten „alleinstehenden“ Männer aus Afghanistan betroffen. Alle, beinahe ausnahmslos mit dem Argument, dass sie in der Lage seien sich in Afghanistan eine neue Existenz aufzubauen. Egal, wie lange sie schon aus Afghanistan weg sind oder ob sie das Land überhaupt je mit dem Bewusstsein eines Erwachsenen gesehen haben. Dass sie hier in Österreich sehr oft, sehr gut „integriert“ sind, spielt keine Rolle.

Wir in Österreich erleben im Moment gerade selbst, wie wichtig Solidarität und Netzwerke sind. Wie kann jemand ein funktionierendes Netzwerk haben, wenn er abgeschoben wird in ein Land, das er jahrelang, jahrzehntelang nicht gesehen hat? Wie soll jemand der abgeschoben wird auf unterstützende Solidarität hoffen können in einem Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt und in dem Terroranschläge sowie Mord und Totschlag zum Alltag gehören?

Von was soll sich jemand in einem Land, in dem schon vor der Corona Pandemie über 9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen waren eine Existenz aufbauen können?

Afghanistan ist nicht sicher! Und kann schon gar nicht den Existenzaufbau sichern!

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,
wir beten zu dir, weil wir wissen, dass dir das Schicksal eines Menschen nicht egal ist.
Wir beten zu dir, weil wir glauben, was dein Sohn Jesus gelebt und gepredigt hat: Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Respekt vor dem Leben.
Wir beten zu dir, weil wir hoffen, dass du für Einsicht sorgen kannst in Köpfen von Menschen, die über die Schicksale anderer entscheiden. Lass dort in diesen Köpfen Platz sein für Respekt vor der Würde jedes Menschen,
für den Willen Fakten und Argumente, die nicht die eigene Meinung bestärken ernst zu nehmen,
für die Offenheit unvoreingenommen zuhören zu wollen,
und nicht zuletzt für die Erkenntnis, dass getroffene Entscheidungen immer weitreichende Konsequenzen für die Betroffenen haben.
Wir beten zu dir, weil wir uns ohnmächtig fühlen, überfordert, zu oft einfach nur traurig.

Sei du unser Rückenwind, wenn uns der Gegenwind die Kraft raubt,
sei du unser Licht auf dem Weg, wenn die Dunkelheit uns zu lähmen droht,
sei du unsere Stimme dort, wo uns unsere Worte ausgehen.

Wir bitten dich, Gott:
Gib – auch durch uns! –
den Benachteiligten deine Gerechtigkeit,
den Stummgemachten deine Stimme,
den Engstirnigen deine Weite.
den Mutlosen deine Stärke,
den Mächtigen deine Weisheit,
den Gereizten deine Ruhe,
den Flüchtenden deinen Schutz.


Wir beten zu dir, wie Jesus Christus uns es gelehrt hat:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.