Cornelia Richter zur Bischöfin gewählt

Wien, 23. Mai 2025 – Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich hat ihre Synode an einem ungewöhnlichen Ort eröffnet: im Turnsaal des Evangelischen Realgymnasiums Donaustadt. Für viele mag das ein überraschender Rahmen sein – doch für die Präsidentin der Synode, Ingrid Monjencs, ist genau dieser Ort ein Zeichen. Ein Turnsaal sei Raum der Bewegung, des Trainings und der Kraft. Und vielleicht, so wurde auch augenzwinkernd angemerkt, passt das ganz gut zur Kirche: Auch sie müsse sich heute neu ausrichten, Kraft tanken, beweglich bleiben. Wer daran denkt, dass auch Jesus nicht im Palast, sondern im Stall geboren wurde, erkennt vielleicht: Würde liegt manchmal im Einfachen.

Was auf der Synode besprochen wurde

Mit einer Andacht von Thomas Urbas wurde die Synode eröffnet – im Zentrum stand die Frage: Wer erwählt eigentlich den Bischof oder die Bischöfin? Die Antwort: Nicht Gremien oder Menschen allein, sondern der Heilige Geist. Passend dazu erklang das Lied »Atme in uns, Heiliger Geist«.

Noch-Bischof Michael Chalupka, der Ende 2025 aus seinem Amt scheidet, blickte in seinem Bericht auf Projekte seiner Amtszeit zurück. Besonders das Programm Aus dem Evangelium leben (AEL), das in diesem Jahr zu Ende geht, war Thema: Was hat dieses Projekt der Kirche gebracht, was kann bleiben, was sollte sich ändern? Auch strukturelle Fragen wurden angesprochen: Wie kann die Finanzierung der Kirche gerechter werden? Wie können kleine, oft finanzschwache Gemeinden weiter bestehen, ohne den Pfarrer oder die Pfarrerin zu verlieren? Patrick Todjeras, Mitglied der Arbeitsgruppe zum Finanzausgleich, betonte die Wichtigkeit von Transparenz und Fairness.

Auch ein Blick über die Grenze wurde gewagt: Caroline von Hohenbühel, Kuratorin der Evangelischen Gemeinde Bozen, berichtete von der Situation der Evangelischen in Italien. Dort seien die finanziellen Herausforderungen ähnlich. Die sogenannte „Otto per mille“-Steuerzuweisung, früher ein wichtiges Standbein, bringe heute weniger Mittel. Hoffnung bestehe dennoch – besonders durch internationale Unterstützung, etwa von der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland), die derzeit Pfarrer für vier deutschsprachige Gemeinden in Italien entsendet.

Die neue Bischöfin wurde gewählt

Am selben Tag stand auch die Wahl der neuen Bischöfin an. Die Kandidatin: Prof. Dr. Cornelia Richter, systematische Theologin aus Bonn mit Schwerpunkt auf der Frage, wie Menschen schwere Lebenskrisen bewältigen können. Seit 2022 ist sie in Bad Goisern als ordinierte Pfarrerin im Ehrenamt tätig. In ihrer Vorstellungsrede sprach sie von einem Bischofsamt, das geistlich, kommunikativ und repräsentativ zugleich sei. Das Evangelium müsse fröhlich und mutig verkündet werden – quer durch alle Gemeindetypen hindurch.

Sie betonte die Notwendigkeit von Transparenz und Konfliktfähigkeit. Kirche sei kein Unternehmen – aber Erfahrungen aus der Universitätsleitung in Bonn bringe sie diesbezüglich mit. „Dass das Werkl rennt“, sei auch im kirchlichen Kontext wichtig – genauso wie Bodenhaftung: Nicht alles solle am Reißbrett in Wien entschieden werden, sondern vor Ort. Der erwartbare Rückgang an Mitgliedern sei kein Grund zur Resignation: „Kirche ist keine Verlustgeschichte, sondern ein Ort der Veränderung und der Hoffnung“, sagte sie. Strukturwandel sei eine große Chance. 

Ihre Rede begann mit spürbarer Nervosität, nahm dann aber rasch Fahrt auf. Auch in der anschließenden Fragerunde zeigte sich Richter souverän und gut vorbereitet. Die Stimmung im Plenum: konstruktiv. Das Ergebnis war eindeutig: Mit 64 Ja-Stimmen und vier Gegenstimmen wurde Cornelia Richter zur neuen Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. gewählt. Der Applaus war lang, die Erleichterung spürbar – und die Freude groß.

(Autor: Thomas Müller)


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Tiroler Adler Orden in Gold an Michael König verliehen

Einsatz für die Diakonie gewürdigt

Am 9. Mai wurde Michael König, Mitglied der Geschäftsleitung des Diakoniewerkes Gallneukirchen für seinen Einsatz für die Diakonie in Tirol von der Tiroler Landesregierung mit dem „Tiroler Adler Orden in Gold“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es:

„Wer ein soziales Netz spinnen will, braucht mehr als Fäden – derjenige braucht Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und den Blick für das Gemeinsame. Mit Geduld und Klarheit hat Michael König ein solches Netz für Tirol geknüpft – stark genug, um zu halten, fein genug, um auf niemanden zu vergessen.
Seit 2014 trägt er als Mitglied der Geschäftsleitung Verantwortung für die Einrichtungen des Diakoniewerks in Tirol. Mit besonderem Engagement widmete er sich der Weiterentwicklung der Behindertenhilfe: Bestehendes wurde modernisiert, Neues geschaffen – immer mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen ein gleichberechtigtes, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Auch sein Einsatz für Kinder und Jugendliche zeigte sich besonders eindrucksvoll: Als die Schließung der sogenannten EULE-Therapiestandorte drohte, war es sein beherztes Handeln, das Kindern mit Entwicklungsstörungen und betroffenen Familien neue Perspektiven schenkte.
Er steht für eine Gesellschaft, die niemanden zurücklässt. Für seinen langjährigen Einsatz, für sein feines Gespür und seine Ausdauer in sozialen Fragen, wird Michael König mit dem Tiroler Adler-Orden in Gold geehrt. Eine Auszeichnung für einen Herrn, der das soziale Netz Tirols nicht nur nachhaltig gestärkt, sondern auch menschlicher gemacht hat.“

Glückwünsche kamen unter anderem von Superintendent Olivier Dantine, er zeigte sich erfreut über die Auszeichnung:

„Sie gilt zum einen einer großartigen Persönlichkeit. Ich erlebe Herrn Michael König als einen höchst engagierten Menschen, der vom christlichen Menschenbild ausgehend stets Augen und Ohren offenhält, um Bedarfe für diakonische Handlungsfelder zu erkennen. Mit seiner beharrlichen und gleichzeitig freundlichen Art hat er schon viele Projekte initiiert. Zum anderen ist diese Verleihung ein schönes Zeichen der Anerkennung des Landes Tirol für die diakonische Arbeit insgesamt. Dass in einem Bundesland, in dem die Evangelischen eine sehr kleine Minderheit sind, das Diakoniewerk und auch andere Mitgliedsorganisationen der Diakonie Österreich eine immer größere Rolle im sozialen Netzwerk spielen, zeugt vom großen Vertrauen, das das Land Tirol der Diakonie entgegenbringt.“